Sehen, Hören, Riechen und Schmecken: Mit allen Sinnen können die Senioren in der Tagespflegeeinrichtung Sankt Michael in Zeuzleben in gemeinsamer Runde Backen und Kochen erleben: Dank einer sogenannten „Mobilen Küche“. Sie kann in verschiedenen Räumen eingesetzt werden und sie kann die Tagesgäste mitnehmen zu positiven Erlebnissen und Erinnerungen.

Rollender Küchenblock im Einsatz
Das Handrührgerät surrt im Griff der Seniorin, die mit Hilfe des Geräts Eier, Mehl, Zucker und Sahne zu einem Teig vermischt. Auf der anderen Seite der Arbeitsfläche verteilt eine Altersgenossin kleine Muffinsförmchen in die entsprechenden Backbleche. Mitten im großen Gruppenraum der Caritas-Tagespflege Sankt Michael in Zeuzleben sind sie an der „Mobilen Küche“ eifrig am Vorbereiten, beobachtet von 20 Augenpaaren.

Es ist an diesem Vormittag wieder einmal Backtag in den Räumen der Tagespflege. Die beiden Betreuungsassistentinnen Birgitt Prause und Kerstin Seuffert haben die „Mobile Küche“ auf ihren Rädern hereingerollt: Ein etwa drei Meter langer, großer Küchenblock mit Herdplatte, Backröhre, Arbeitsfläche und Schubladen. Er zählt seit einiger Zeit zu den speziellen Angeboten der Tagesgestaltung.

Backvorgang kann von allen Tagesgästen verfolgt werden
Lebkuchen und Weihnachtsplätzchen, Quarkbällchen und Nusszöpfe wurden vor den Augen und unter Mithilfe der Tagesgäste schon gebacken, erzählt Birgitt Prause. „Früher haben wir auf einem Servierwagen Kuchen vorbereitet und dann in die Küche gebracht, wo sie gebacken wurden“. Aber dort ist zu wenig Platz, als dass die Senioren dies mitverfolgen könnten.

Eine Spende von 5200 Euro der Lotterie Glücksspirale, aufgestockt mit einem 300 Euro-Zuschuss des ortsansässigen Busunternehmens Schmitt, ermöglichte der Tagespflegeeinrichtung die Anschaffung des 6800 Euro teuren rollenden Küchenblocks. Um ihn herum sitzen nun die Senioren, permanent motiviert und animiert von den beiden Betreuerinnen.

Mit Gesang und Humor dabei
Denn die Gäste in St. Michael – durchschnittlich etwa 30 Personen pro Tag, insgesamt aber 100 Senioren – sind bei unterschiedlich guter Gesundheit. Viele verfolgen aufmerksam die Vorbereitungen, andere wirken abwesend, wieder andere dösen vor sich hin. Da hilft ein gemeinsam gesungenes Morgenlied, um die Aufmerksamkeit aller zu erhalten.

Mit viel Humor und lustigen Sprüchen erläutern Birgitt Prause und Kerstin Seuffert ihr Vorhaben, Muffins zu backen. Dabei binden sie die Senioren ein, fragen nach den möglichen Zutaten eines Rührteigs. Die Senioren werden zum Mit-Rechnen aufgefordert, wieviel Gramm Backpulver für das halbe Rezept nötig sind und ob die geplanten Muffins in den vier Blechen für alle Anwesenden reichen.

Wer mithelfen kann, wird eingebunden
Einige Frauen werden zur aktiven Mithilfe gebeten: Zum Teig Rühren, zum Verteilen von Papierförmchen oder zum Einlegen von Mandarinen in den Muffin-Teig in der Form. Von Teigresten am Rührbesen dürfen aber alle schlecken. Kerstin Seuffert geht reihum und fordert die Senioren zum Probieren mit dem Finger auf. „Süß genug“, „lecker“, „perfekt“, lauten einige Kommentare.

Dann schiebt Birgitt Prause zwei Bleche in den Backofen und bittet einen Rentner, auf die Uhr zu achten, bis die Backzeit um ist. 20 Minuten sind zu überbrücken, während der Backofen leise summt und sich langsam und stetig ein süßer Duft im Raum ausbreitet.

Sitzgymnastik während der Backzeit
Mit Liedern wie „Backe, backe, Kuchen“ animiert die Betreuerin die Senioren zum Mitsingen. Ihre Kollegin regt sie mit Sitzgymnastik zu Bewegungen an. Geschickt animieren die zwei Mitarbeiterinnen die 20 Senioren während des Wartens zum Trinken, verteilen Becher und singen Lieder. Die Gäste stimmen mit ein und aus der Runde kommt prompt noch ein „Prosit der Gemütlichkeit“ hinzu.

Wenn Kuchenduft durch den Raum weht
Das Backen, Aufgehen und Bräunen der Muffins lässt Birgitt Prause von einem Senior durch die Ofentür beobachten. Die Kollegin öffnet schließlich die Backröhre, um mit der Gabel zu testen, ob das Gebäck fertig ist. Ein Kuchenduft weht durch den Raum, lässt etliche Gäste schnuppern. „Also riech‘ tun sie gut“, stellt eine Frau zufrieden fest.

Natürlich ist jetzt auch Probieren angesagt, jeder erhält ein Stück des noch warmen Gebäcks in die Hand, kann die Süße, die Schokolade, die frische Frucht schmecken. Die restlichen Muffins werden, so kurz vor dem Mittagessen, beiseite gestellt. Sie reichen für den Kaffee am Nachmittag.

Auch wenn nicht alle Senioren das Backen bewusst miterleben können, sind die beiden Betreuungsassistentinnen zufrieden: „Wir holen unsere Gäste da ab, wo sie sind“, meint Birgitt Prause. „Sie sind zwar unterschiedlich fit, aber alle sind dabei.“

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